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Due Diligence Prozess von M&A-Transaktionen in der Covid-19-Pandemie

19.07.2021

Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie sind auf dem Markt für M&A-Transaktionen Unsicherheiten bezüglich der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den Vordergrund gerückt. Innerhalb des letzten Jahres haben sich viele Unternehmen die Frage gestellt, ob sich eine Transaktion in diesen Zeiten lohnt. Aus der Erfahrung des letzten Jahres heraus gilt es bei der Beurteilung dieser Frage im Rahmen von Transaktionen pandemiebedingte Risiken zu identifizieren, um sich vertraglich umfassend gegen diese absichern zu können. Was für einen Einfluss diese Risiken auf die Kaufvertragsgestaltung haben und wie Sie sich im Unternehmenskaufvertrag gegen die identifizierten Risiken absichern können, lesen Sie in unserem nächstem Beitrag Ein Jahr M&A-Transaktionen und Unternehmenskaufverträge während der Covid-Krise – was wir gelernt haben.

Zur Risikoidentifikation führen Erwerber im Vorfeld von Unternehmenstransaktionen eine Due Diligence („DD“) in Form einer umfassenden Prüfung des zu erwerbenden Unternehmens durch. Durch die Covid-19-Pandemie treten bestimmte Punkte bei dieser Prüfung hinzu beziehungsweise in den Vordergrund. Im Folgenden vermitteln wir einen Überblick über die verschiedenen Aspekte der DD-Prüfung, die davon besonders betroffen sind:

Arbeitsrechtliche DD

Gibt es oder drohen Personalmaßnahmen wie Kurzarbeit/ Betriebsschließungen und Kündigungen und damit verbundene (drohende oder laufende) Rechtsstreitigkeiten? Bestehen Ansprüche auf Lohnfortzahlungen trotz Arbeitsausfall (z.B. bei notwendiger Kinderbetreuung/Quarantäneanordnung/Mitarbeitern aus dem Ausland)? Inwieweit kann der Datenschutz auch im Homeoffice und im Hinblick auf Hygienekonzepte eingehalten werden? Hat das Zielunternehmen konkrete Pandemie-Krisenmanagement-Pläne erstellt?

Commercial DD

Können Kunden- und Lieferantenverträge erfüllt werden bzw. weiter erfüllt werden? Besteht Abhängigkeit von (bestimmten) Zulieferern und Kunden? Welche wichtigen Verträge ermöglichen Rücktrittsmöglichkeiten bzw. enthalten Klauseln zu höherer Gewalt (sog. Force Majeure/ Change in Law- Klauseln), sodass ein Kündigungsrisiko oder eine Neuverhandlung von Konditionen droht? (Drohen) Rechtsstreitigkeiten im Hinblick auf Vertragserfüllung/ Auswirkungen von Produktions- und Lieferunterbrechungen oder aus der Einstellung oder Reduzierung von Mietzahlungen?

Financial DD

Gibt es staatliche Beihilfen, aus denen Voraussetzungen der Verwendung resultieren sowie Rückzahlungsmodalitäten drohen können? Wurden Sonderkredite beantragt/ bewilligt zur kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung? Ist sichergestellt, dass das Unternehmen zahlungsfähig bleibt? Gibt es kurz- und mittelfristig Aussetzungen von Steuerzahlungen oder Zahlungen aus Finanzierungsverträgen? Welche Folgen hat die Anwendbarkeit des COVInsAG auf das Unternehmen (z.B. Aussetzung der Insolvenzantragspflicht/ drohende Insolvenzanfechtung der Transaktion)?

Öffentlich-rechtliche DD

Gibt es oder drohen behördliche Anweisungen, die den Geschäftsbetrieb beeinträchtigen oder unmöglich machen? Ist die Einhaltung von Hygiene-Richtlinien sicher gestellt? Ist eine kartellbehördliche (Fusionskontroll-) Anmeldung kurzfristig möglich? Wie wirken sich mögliche oder bestehende Exportbeschränkungen und Reiseverbote aus?

IT DD

Gibt es negative Auswirkungen der kurzfristigen und umfassenden Umstellung auf Homeoffice (Sicherheitsrichtlinien, Datensicherheit, Belastbarkeit des IT-Systems, Softwarelizenzen)?

Organisation der DD

Können alle relevanten Unterlagen für die DD-Prüfung im virtuellen Datenraum zur Verfügung gestellt werden? Ist die Einholung physischer Dokumente (z.B. bei Behörden) möglich oder droht eine zeitliche Verzögerung des DD-Prozesses? Ist eine Ortsbesichtigung möglich, soweit diese erforderlich erscheint?

Fazit: Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den DD-Prozess bei M&A-Transaktionen sind vielfältig. Es handelt sich nicht um eine strukturelle Änderung der Unternehmensprüfung, sondern es treten weitere Aspekte neben die übliche Prüfung, erweitern deren Umfang (enhanced Due Diligence) und verschieben die Schwerpunkte.

Auch nach dem bislang nicht abzusehenden Ende der Covid-19-Pandemie bleibt zu erwarten, dass die Folgen der Krise umfassend in DD-Prozessen identifiziert und beurteilt werden müssen. Es wird sich noch zeigen müssen, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die verschiedenen Wirtschaftszweige haben wird. Während manche Branchen härter von den Folgen der Pandemie betroffen sein werden und es dadurch zu einem Anstieg von Distressed M&A-Transaktionen kommen könnte, werden andere Branchen (unter anderem aufgrund der Digitalisierung) gestärkt aus der Pandemie hervorgehen.

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