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Rumänien: ChatGPT am Arbeitsplatz - Ein zweischneidiges Schwert

05.04.2023

Die Geschäftswelt entwickelt sich in rasantem Tempo weiter, und die Technologie steht an der Spitze dieses Wandels. Einer der wichtigsten technologischen Fortschritte ist der Einsatz von Chatbots wie ChatGPT von OpenAI. Auch wenn der Einsatz von ChatGPT nach einer guten Idee klingt und Arbeitsabläufe vereinfacht, kann seine weit verbreitete Nutzung am Arbeitsplatz ein zweischneidiges Schwert sein und Bedenken hinsichtlich der potenziellen Risiken sowie rechtliche Fragen aufwerfen, die Arbeitgeber zum Schutz ihres Unternehmens berücksichtigen müssen.

Die Verwendung von ChatGPT ohne angemessenen Rahmen kann ein rechtliches Minenfeld sein und eine Gefahr sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer darstellen. Daher ist es wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein, die mit dem Einsatz von ChatGPT am Arbeitsplatz verbunden sind. 

In diesem Artikel gehen wir auf einige der größten Risiken ein, mit denen sich Arbeitgeber auseinandersetzen müssen, um die Innovation zu ihrem Vorteil am Arbeitsplatz zu nutzen und dabei rechtliche Fallstricke zu vermeiden. 

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein hochmodernes natürliches Sprachmodell, das von Open AI entwickelt und im November 2022 auf den Markt gebracht wurde. Anders als herkömmliche Chatbots, die in der Regel für bestimmte Funktionen konzipiert sind, kann ChatGPT aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden. Das macht ChatGPT zu einer äußerst wertvollen Ressource, denn es wurde mit riesigen Mengen nicht gekennzeichneter Daten trainiert und ist dadurch sehr fortschrittlich und vielseitig. 

Da Unternehmen zunehmend untersuchen, welche Möglichkeiten es gibt,  ChatGPT zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse zu nutzen, wird es zunehmend auch zu einem bevorzugten Werkzeug für Mitarbeiter verschiedener Branchen bei der Erledigung ihrer täglichen Aufgaben, vom Verfassen von E-Mails über die Erstellung von Stellenangeboten bis hin zur Programmierung. 

Potenzielle Risiken für Arbeitgeber

Auch wenn ChatGPT für Unternehmen und Einzelpersonen, die ihre Arbeitsabläufe rationalisieren wollen, eine attraktive Option zu sein scheint, ist es wichtig zu prüfen, ob es das beste Werkzeug für diese Aufgabe ist. Es stimmt, dass ChatGPT aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit für eine breite Palette von Aufgaben eingesetzt werden kann, aber es ist nicht immer die optimale Wahl für jede Situation, da es einige potenzielle Risiken für Unternehmen birgt.

1. Sicherheits- und Datenschutzverstöße und Verletzung von Geheimhaltungspflichten

ChatGPT kann Arbeitgeber Risiken aussetzen, wenn Mitarbeiter geschützte oder vertrauliche Informationen/personenbezogene Daten weitergeben. Eine solche Offenlegung kann Strafen oder rechtliche Schritten gegen das Unternehmen nach sich ziehen, wie z. B.:

  • Schadensersatzforderungen und/oder Strafen wegen des Verstoßes gegen Datenschutzvorschriften, wenn  Mitarbeiter Informationen weitergeben, die bestimmte personenbezogene Daten anderer Mitarbeiter/Kunden/Klienten usw. enthalten; und/oder
  • Schadensersatzforderungen im Falle der Offenlegung von geschäftlichen und/oder sensiblen Daten; dies kann auch den Ruf des Unternehmens schädigen.

2. Bereitstellung falscher oder veralteter Informationen

ChatGPT ist zwar ein KI-gestütztes Sprachmodell, das auf der Grundlage einer großen Datenmenge trainiert wurde, doch es ist zu beachten, dass ChatGPT nicht immer richtige oder aktuelle Informationen liefert, da das Tool nicht in Echtzeit aktualisiert wird. Dies kann zu Fehlern oder falschen Ergebnissen bei der Ausführung von Aufgaben führen. Außerdem ist ChatGPT nicht immer in der Lage, zwischen zuverlässigen und falschen Informationen zu unterscheiden, was dazu führen kann, dass Mitarbeiter Entscheidungen auf der Grundlage irreführender oder falscher Informationen treffen. Beantwortet ChatGPT beispielsweise eine Kundenanfrage mitfalschen Informationen, kann  dies kundenseitig zu Unzufriedenheit  führen und den Ruf des Unternehmens schädigen. 

Falsche/veraltete Informationen aus ChatGPT können für Unternehmen weitreichende Folgen haben. Daher muss sichergestellt werden, dass Mitarbeiter die Grenzen dieses Tools verstehen und es mit Bedacht einsetzen. ChatGPT kann zwar ein effektives Tool sein und Arbeitsabläufe rationalisieren, doch zur Gewährleistung der Richtigkeit und Zuverlässigkeit ist es wichtig, die Ergebnisse zu validieren und mit menschlichem Fachwissen abzugleichen. 

3. Verletzung des Urheberrechts

Die Verwendung von ChatGPT zur Generierung von Antworten auf Benutzeranfragen könnte auch im Hinblick auf das Urheberrecht gefährlich sein. Die Entwicklung des Sprachmodells stützt sich in hohem Maße auf Internetdaten, und einige dieser Daten können dem Urheberrecht unterliegen. Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem ChatGPT urheberrechtlich geschützte Inhalte verwendet, um Antworten auf Benutzeranfragen zu generieren. Dies könnte zu einer Urheberrechtsverletzung führen, die einen kostspieligen Rechtsstreit oder eine Klage wegen Urheberrechtsverletzung nach sich ziehen könnte.

Es ist wichtig zu verstehen, dass hier nicht nur Arbeitnehmer gefährdet sind. Auch  Arbeitgeber können für Urheberrechtsverletzungen, die durch ihre Mitarbeiter begangen werden, haftbar gemacht werden. So kann beispielsweise die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Bildern, Texten oder anderen geschützten Inhalten durch einen Arbeitnehmer die ausschließlichen Rechte des Eigentümers verletzen und zu einem rechtlichen Albtraum führen. Bei Feststellung der Verletzung kann der Urheberrechtsinhaber sowohl gegen den Arbeitnehmer als auch gegen den für die Verletzung verantwortlichen Arbeitgeber klagen.

Arbeitgeber sollten daher die Einhaltung von urheberrechtlichen Vorschriften sicherstellen, um derartige Risiken zu vermeiden.

4. Inhärente Verzerrung

Es gibt auch wachsende Bedenken hinsichtlich möglicher Verzerrungen, die sich in ChatGPT eingeschlichen haben könnten. Schließlich lernt das Tool aus den Daten, auf deren Basis es trainiert wurde, und lässt Raum für mögliche unbeabsichtigte Verzerrungen in seinen Algorithmen. Diese Verzerrungen könnten sich auf die Art und Weise auswirken, wie ChatGPT auf Benutzeranfragen antwortet, und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wenn sich Mitarbeiter bei Entscheidungsprozessen wie Einstellungen oder Beförderungen auf ChatGPT verlassen, könnte eine mögliche Voreingenommenheit des Systems zudem zu Klagen aufgrund von Diskriminierung führen.

So wurde die Voreingenommenheit von ChatGPT auf die Probe gestellt, indem es gebeten wurde, ein grundlegendes Leistungsfeedback für verschiedene Berufe zu erstellen. Das Ergebnis zeigte, dass geschlechtsspezifische Stereotypen ChatGPTs Wahl der Pronomen für Berufe wie Empfangsdame oder Bauarbeiter beeinflussten. Darüber hinaus war das Feedback für weibliche Angestellte länger als das für männliche Angestellte, was das Potenzial für geschlechtsspezifische Verzerrungen im System verdeutlicht. Dieses Beispiel unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit für Arbeitgeber, sich der inhärenten Voreingenommenheit in ChatGPT bewusst zu sein und diese zu beseitigen. 

Was können Arbeitgeber tun?

Arbeitgeber müssen geeignete Maßnahmen ergreifen, um die mit der Nutzung von ChatGPT am Arbeitsplatz verbundenen Risiken und potenziellen rechtlichen Folgen zu adressieren. Die Entscheidung, Mitarbeitern die Nutzung von ChatGPT bei ihren täglichen Aufgaben zu gestatten, ist von weitreichender Bedeutung und kann erhebliche Auswirkungen auf den Ruf des Unternehmens und seine Compliance-Verpflichtungen haben.

Um diese Risiken zu begrenzen, können Arbeitgeber die Verwendung von ChatGPT am Arbeitsplatz dauerhaft einschränken. In diesem Fall sollten Arbeitgeber:

  • diese Einschränkung eindeutig in die internen Vorschriften/Richtlinien aufnehmen und
  • den Zugang ihrer Mitarbeiter zur ChatGPT-Website/Anwendung einschränken.

Soweit Arbeitgeber beschließen, die Nutzung von ChatGPT zuzulassen, könnten alternativ die folgenden Maßnahmen in Betracht gezogen werden:

  • Ausarbeitung und Umsetzung klarer Regeln und Verfahren für die Nutzung von ChatGPT. Diese Regeln sollten einen klaren Rahmen dafür bieten, wie und in welchem Umfang dieses Tool von den Mitarbeitern bei ihren täglichen Aufgaben genutzt werden darf, z. B.:
    - Verbot, vertrauliche, personenbezogene Daten oder Informationen in ChatGPT zu erwähnen oder einzugeben;
    - Festlegung ausdrücklicher Vorgabendazu, welche Aufgaben mit ChatGPT erledigt werden können und welche nicht;
    - Verpflichtung zur menschlichen Kontrolle und Überprüfung der Antworten von ChatGPT.
  • Schulung von Mitarbeitern, um sie für die potenziellen Risiken im Zusammenhang mit der Nutzung von ChatGPT zu sensibilisieren und sie so in die Lage zu versetzen, Situationen zu erkennen, in denen die Nutzung von ChatGPT nicht angemessen ist oder ein Risiko für das Unternehmen darstellen könnte.

Klare Regeln und Verfahren für die Nutzung von ChatGPT am Arbeitsplatz sind für Arbeitgeber entscheidend, unabhängig davon, ob sie die Nutzung erlauben oder nicht. Diese Regeln bieten Arbeitnehmern einen Rahmen, an den sie sich halten müssen, und ermöglichen es Arbeitgebern, die Arbeitnehmer bei Nichteinhaltung disziplinarisch zur Verantwortung zu ziehen.

Schlussfolgerungen

Ist ChatGPT ein „Gamechanger“ am Arbeitsplatz oder sind rechtliche Probleme damit bereits vorprogrammiert? Die Antwort lautet: beides. ChatGPT kann zwar die Effizienz und Produktivität steigern, aber Arbeitgeber müssen sich auch mit potenziellen Risiken und Compliance-Fragen auseinandersetzen. Unternehmen müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass der Wettbewerbsvorteil innovativer Lösungen oder Antworten mit der zunehmenden Verbreitung von ChatGPT am Arbeitsplatz schwinden kann.

Daher sollten Arbeitgeber sorgfältig abwägen, ob und wenn ja, wie ihre Mitarbeiter ChatGPT nutzen sollten. In jedem Fall sollten sie klare Richtlinien und Verfahren festlegen, um potenzielle Risiken zu verringern. Indem sie diese Risiken proaktiv angehen, können Arbeitgeber die Vorteile von ChatGPT maximieren und gleichzeitig potenzielle rechtliche und Compliance-Probleme minimieren.

 

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