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Weltraumsicherheits­strategie im Bundeskabinett beschlossen – Handlungs­felder in Sicherheit und Verteidigung, unternehmerische Chancen und wirtschaftliche Potentiale

12.12.2025

Die Bundesregierung hat im Kabinett am 19. November 2025 erstmals eine Weltraumsicherheitsstrategie für Deutschland beschlossen. Mit dem Ziel, Deutschlands Handlungsfähigkeit im Weltraum sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich zu gewährleisten und zu sichern, werden Handlungsfelder aufgezeigt, um auf die veränderten astropolitischen Rahmenbedingungen zu reagieren. Die Dimension Weltraum soll auf dieser Grundlage systematisch in die Landes- und Bündnisverteidigung integriert werden. Für Unternehmen kann die Weltraumsicherheitsstrategie aufgrund ihres interdisziplinären Ansatzes besondere Chancen entfalten, deren optimale Nutzung durch vorausschauende und begleitende Einbindung in bestehende oder neue Wertschöpfungsketten sichergestellt werden kann.

Die Weltraumsicherheitsstrategie gliedert sich in vier Abschnitte. Zu Beginn wird die sicherheits- und verteidigungsrelevante Dimension des Weltraums dargelegt. Daraus werden anschließend die strategische Handlungsfelder abgeleitet, in welchen die Bundesregierung – auch in einem unionsweiten Kontext – aktiv werden möchte. Anschließend wird der Aufbau einer nationalen Weltraumsicherheitsarchitektur vorgezeichnet, für den abschließend konkrete Umsetzungsvorschläge unterbreitet werden.

Dieser Beitrag zeigt – ausgehend von der sicherheitspolitischen Dimension des Weltraumes (hierzu unter Buchstabe A.) – auf, welche Handlungsfelder die Bundesregierung identifiziert, um die beschlossene Strategie umzusetzen (hierzu unter Buchstabe B.). Sodann beleuchten wir die daraus folgenden erheblichen unternehmerischen Entwicklungspotenziale und ordnen diese vor dem Hintergrund der in den kommenden Jahren diesen Themenfelder erfahrenden weiteren Verrechtlichung ein (hierzu unter Buchstabe C.). In einem abschließenden Fazit legen wir dar, wo die größten wirtschaftlichen Betätigungschancen bestehen (hierzu unter Buchstabe D.)

A. Sicherheits- und Verteidigungspolitische Dimension des Weltraums

Der Weltraum und seine Nutzung ist für jede moderne, technologisierte Gesellschaft eine notwendige und unverzichtbare Grundlage für Freiheit, Wohlstand und Sicherheit. Der rechtliche Rahmen wird dabei bislang durch das Völkerrecht gebildet.

I. Rechtlicher Rahmen der Nutzung des Weltraums

Die zentrale normative Grundlage zur Weltraumnutzung ist mit der Schaffung des völkerrechtlichen Weltraumvertrags im Jahr 1967 seit Jahrzehnten im Wesentlichen unverändert geblieben. Völkerrechtlich wurde der Weltraum zur Sache der gesamten Menschheit (province of all mankind) erklärt. Als hoheitsfreier Gemeinschaftsraum ist der Weltraum damit der Aneignung durch einzelne Staaten und der Ausübung unilateraler Hoheitsgewalt entzogen.

Zugleich legte der Weltraumvertrag erstmalig das Prinzip der friedlichen Nutzung des Weltraums im Einklang mit dem Völkerrecht fest – ohne jedoch eine militärische Nutzung des Weltraums auszuschließen (vgl. Art. IV des Weltraumvertrags). Der Begriff der friedlichen Nutzung wird nach überwiegender Auffassung und Staatenpraxis jedoch nicht als „nicht-militärisch“, sondern nur als „nicht-aggressiv“ ausgelegt, sodass insbesondere auch im Weltraum das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung eines jeden Staates aus Art. 51 der Charta der Vereinten Nationen Anwendung findet.

II. Gegenwärtige geopolitische Herausforderungen

Diesem langjährigen normativen Rahmen stehen mittlerweile neue politische und wirtschaftliche Realitäten entgegen, die im Weltraum eine neue, sicherheitspolitische Dimension eröffnen. So identifiziert die Bundesregierung den Weltraum zunehmend zum Austragungsort astropolitischer Ambitionen: Dabei wird das Bestreben einzelner Staaten um eine Vorherrschaft im Weltraum flankiert durch die weitere Erforschung und dem Interesse zu Abbau und Nutzung von Ressourcen wie seltener Erden. Zugleich wirkt sich der seit Beginn des 21. Jahrhunderts festzustellende enorme Aufschwung der zivilen und kommerziellen Weltraumnutzung auch durch private Akteure auf die Weltraumnutzung durch die etablierten staatlichen Akteure aus.

Zugleich kommt der Weltraumnutzung eine essentielle Bedeutung für die alltägliche und militärische Sicherheit zu. So hat sich der Weltraum insbesondere in den letzten Jahren damit auch für Deutschland zu einer sicherheits-, wirtschafts- und geopolitisch zentralen Domäne entwickelt. Weltraumbasierte und weltraumgestützte Dienste sind fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Sie sind für die Positionsbestimmung und Navigation, zur Kommunikation und die Verbreitung von Zeitsignalen bis hin zur Ermittlung Wetter- und Erdbeobachtungsdaten notwendig. Neben den zivilen Anwendungsbereichen sind weltraumgestützte Dienste auch für den Bevölkerungsschutz und für die militärische Infrastruktur sowie Entscheidungen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik längst unverzichtbar geworden. Ein Ausfall hätte somit nicht nur gravierende volkswirtschaftliche und gesellschaftliche, sondern auch sicherheitspolitische Folgen. Das gilt vor allem für datenbasierte und vernetzte Industrie- und Informationsgesellschaften.

Vor dem Hintergrund zunehmender globaler Konkurrenz im All und wachsender Bedrohungslagen, etwa durch Störungen von GPS-Signalen, hat die Bundesregierung erkannt, dass ein staatliches Konzept zur Sicherung dieser Infrastrukturen notwendig ist. Angesichts der wachsenden Abhängigkeit der Gesellschaft und Wirtschaft von weltraumgestützten Diensten wird die Weltraumsicherheit zunehmend zu einer zentralen Kernaufgabe der Sicherheitspolitik. Die gegenwärtigen geopolitischen Spannungen, die sich zunehmend auch auf den Weltraum verlagern, verdeutlichen das dringende Bedürfnis eines koordinierten und effektiven Handelns. Dabei führt die gegenwärtige militärische Bedrohung durch Russland zu einer drastischen Verschlechterung des Sicherheitsumfelds in Europa. Die von Russland aktuell ausgehende geostrategische Beanspruchung des Weltraums steht hierbei besonders im Fokus. Dies zeigt sich unter anderem durch die kinetische Zerstörung von Satelliten und die Einschränkung, Unterbindung sowie Manipulation der von Satelliten generierten Daten und Dienste und die seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine regelmäßig stattfindende Störung von Satellitensignalen. Russland kalkuliert nach Einschätzung der Bundesregierung die Abhängigkeiten hochtechnisierter Streitkräfte von weltraumgestützten Daten, Diensten und Produkten gezielt in seine Operationsplanungen ein. Ein zunehmender Ausbau ähnlicher Fähigkeiten sei auch in China zu beobachten.

Die Weltraumsicherheitsstrategie ist die erste nationale Strategie, die sich mit Fragen zu Herausforderungen, Gefahren und Bedrohungen im Weltraum auseinandersetzt und konkrete Schlussfolgerungen für Deutschlands Weltraumsicherheit zieht sowie erste konkrete strategische Handlungsfelder als Antwort auf diese Bedrohungen vorzeichnet. Dabei baut die Strategie auf die Erkenntnisse und Vorgaben der jeweils aus dem Jahr 2023 stammenden Nationalen Sicherheitsstrategie sowie der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung auf und bildet die Grundlage für die Rolle Deutschlands als verantwortungsvoller Akteur im Weltraum. Sie gibt für zukünftige politische Entscheidungen des Gesetzgebers Leitplanken vor, die bereits jetzt zukunftsweisende unternehmerische Chancen und wirtschaftliche Potentiale bieten.

III. Aufbau einer nationalen Weltraumsicherheitsarchitektur

Zentrales Ziel ist es, eine nationale Weltraumsicherheitsarchitektur aufzubauen, die den unbehinderten Zugang zum All sichert, Abhängigkeiten reduziert und weltraumgestützte Kommunikations- und Navigationssysteme effektiv vor Angriffen schützt. Ergänzt durch eine dynamische und breit aufgestellte Forschungslandschaft soll die Strategie letztlich der Wahrung von Freiheit und Sicherheit dienen.

Die Strategie verankert dabei die Dimension Weltraum systematisch in die Sicherheits- und Verteidigungsplanung Deutschlands und seiner Bündnisse. Zentraler Pfeiler ist insoweit auch die enge Kooperation mit den NATO-Verbündeten sowie sonstigen europäischen und internationalen Partnern. Auf europäische Ebene soll die Integration der Fähigkeiten der Mitgliedstaaten gestärkt werden und zur europäischen technologischen Unabhängigkeit beitragen. Der Aufbau einer Weltraumsicherheitsarchitektur dient somit nicht nur dem nationalen Interesse, sondern ist zugleich deutscher Beitrag zur Unterstützung von Europäischer Union und NATO. Hierzu soll insbesondere das weltraumbezogene Völkerrecht zur Stärkung der friedlichen und regelbasierten Nutzung des Weltraums weiter ausgebaut werden.

Geplant ist außerdem eine Verzahnung der weltraum- und sicherheitsrelevanten Ressorts und eine stärkere Zusammenarbeit von dem Bundesministerium der Verteidigung („BMVg“) und dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, um eine effektive Beratung und Entscheidungsfähigkeit für den Bedarfsfall sicherzustellen.

Für den Aufbau einer solchen nationalen Weltraumsicherheitsarchitektur kündigte das BMVg in einer Veröffentlichung vom 19. November 2025 bis zum Jahre 2030 Investitionen von EUR 35 Mrd. für Raumfahrt und Weltraumsicherheit an. Die Investitionen sollen insbesondere dem Aufbau von eigenen, belastbaren Satellitenkonstellationen, Bodenstationen und von gesicherten Startkapazitäten sowie der Stärkung der Cybersicherheit sowie der Lageerfassung im Weltraum durch Radarsysteme, Teleskope und Wächtersatteliten dienen.

B. Strategische Handlungsfelder

Die Weltraumsicherheitsstrategie definiert drei strategische Handlungsfelder:

  • Erkennung und Analyse von Gefahren und Bedrohungen im All,
  • Förderung internationaler Kooperationen und einer nachhaltigen Ordnung im Weltraum,
  • Aufbau einer wehrhaften, abschreckungsfähigen und resilienten Weltrauminfrastruktur.

Dabei zeichnet sich die Weltraumsicherheitsstrategie durch ihren interdisziplinären Ansatz und die ganzheitliche Adressierung der Herausforderungen aus. Die Handlungsfelder eröffnen Raum für „ressortgemeinsames“ Arbeiten. Wichtiger Grundgedanke der Strategie ist eine vernetzte Zusammenarbeit, durch die die Weltraumsicherheit zur gesamtstaatlichen Aufgabe erklärt wird. Zivile, staatliche, kommerzielle und militärische Akteure sollen gemeinsam mit Alliierten und Partnern einbezogen werden. Die Bundesregierung will insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen sowie Start-Ups Innovationen fördern und dadurch die Systemkompetenz und technologische Unabhängigkeit Deutschlands stärken.

C. Unternehmerische Potentiale

Für zahlreiche Branchen und unternehmerische Tätigkeitsfelder ergeben sich aus diesen strategischen und politischen Zielsetzungen der Bundesregierung vielfältige Potenziale, Herausforderungen und neue Impulse. Die Weltraumsicherheitsstrategie unterbreitet konkrete, wegweisende Ansätze zur Umsetzung, aus denen sich für die Wirtschaft unmittelbar hochrelevante und attraktive Betätigungsbereiche eröffnen. Nachfolgendend geben wir einen Überblick sowie eine Einordnung über die zentralen unternehmerischen Potentialfelder:

I. Beschaffung von Infrastruktur

Aus Beschaffungs- und Vergabeperspektive eröffnet sich mit der Weltraumsicherheitsstrategie ein breitgefächertes Handlungsfeld, welches insbesondere für Industrie- und innovative Technologieunternehmen richtungsweisende Chancen bietet. So ist ein ausdrücklicher Schwerpunkt der Strategie die Unterstützung einer responsiven, resilienten und innovativen Raumfahrtindustrie, unter anderem über die regelmäßige Auftragsvergabe durch hoheitliche Bedarfsträger. Vorgesehen ist die Beschaffung von weltraumgestützter Frühwarnung, Aufklärung, Überwachung, Verfolgung in allen Geschwindigkeits- und Höhenbändern, einschließlich von Raketen, Satelliten, HAPS (high-altitude platform station) und hypersonischen Flugsystemen.

Aber nicht nur die regelmäßige Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand eröffnet Absatzchancen. Diese werden insbesondere durch die geplante öffentlich-private Zusammenarbeit, welche in den kommenden Jahren intensiv gestärkt werden soll, weiter gehebelt. Dazu sollen weitreichende öffentlich-private Bedarfs-, Beschaffungs-, Betriebs-, Bereitstellungs- und Vermarktungskonzepte zur Deckung des sicherheitsbehördlichen Bedarfs entwickelt werden. Zugleich sollen weitere umfangreiche Konzepte entwickelt werden, die im Krisenfall eine militärische Kontrolle und priorisierte Bereitstellung von Diensten und Produkten für die Bundeswehr, den Bevölkerungsschutz und weitere staatliche Akteure sicherstellt.

An dieser Schnittstelle zwischen sicherheitspolitisch geprägten, öffentlich-rechtlichen Maßgaben und der privaten Wirtschaft ergeben sich neben den wirtschaftlichen Potentialen auch Herausforderungen, insbesondere wie im konkreten Einzelfall die Besonderheiten der astropolitischen Bezüge effektiv abzubilden und berücksichtigen sind.

Zugleich setzt die Bundesregierung in ihrer Strategie für Beschaffungsprozesse und Standardisierungen auch auf europäische Partner. Die Rolle Deutschlands als Akteur in multilateralen Foren wie der NATO oder der Europäischen Union bleibt damit auch im Weltraum von Bedeutung.

II. Verteidigungssektor

Die Weltraumsicherheitsstrategie beschreibt maßgeblich den Ausbau der deutschen Verteidigungsfähigkeit im Weltraum. Die schlagkräftige Stärkung des Verteidigungssektors ist – auch im Interesse der Abschreckungsfähigkeit und Aufbau resilienter Strukturen – zentrales Augenmerk der Strategie. Im Vordergrund steht neben dem Erhalt, dem Ausbau und der Stärkung der Fähigkeit, eigene nationale und europäische Weltrauminfrastrukturen zu betreiben, zu schützen und zu verteidigen, insbesondere die Befähigung zu militärischen Weltraumoperationen. Auch Cyberoperationen sowie Operationen im elektromagnetischen Spektrum sollen für die Dimension Weltraum ermöglicht werden.

Die Weltraumdimension wird mithin systematisch in die Verteidigungsplanung integriert. Angestrebt ist die militärische Nutzung von Trägerraketen wie Heavy Launchern und Microlaunchern, wiederverwendbaren Raumflugzeugen und Raumgleitern, neuen Antriebstechnologien, On-Orbit Logistik und multifunktionaler Satelliten-Megakonstellationen. Derartige Technologien bieten verbesserte Flexibilität, Agilität, Nachhaltigkeit und strategische Tiefe für resiliente militärische Operationen im Weltraum. Durch die Weiterentwicklung und Integration dieser Technologien sollen Fähigkeiten zur Überwachung, Kommunikation und Verteidigung erweitert werden.

Insbesondere Satellitensysteme, aber auch andere weltraumsicherheitsrelevante Produkt, sind oftmals als sog. Dual-Use-Güter einzuordnen, da sie sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich Verwendung finden. Damit unterliegen sie bereits jetzt umfangreicher europarechtlicher Regulierung, die Genehmigungspflichten und Verfahrensweisen bei der Ausfuhr, der Vermittlung, der technischen Unterstützung, der Durchfuhr und der Verbringung dieser Güter statuiert. Rechtliche Herausforderungen für Unternehmen ergeben sich dabei insbesondere daraus, dass Exportkontrollen und Investitionsprüfungen im Lichte der Weltraumsicherheitsstrategie gezielt auf Dual‑Use‑Produkte und Sicherheitsfähigkeiten angewendet und weiterentwickelt werden sollen.

Gerade durch finanzkräftige Förderprojekte, die im Rahmen der Weltraumsicherheitsstrategie vorgesehen sind, steht insbesondere die Verteidigungsindustrie im Fokus, für welche sich bedeutende wirtschaftliche Perspektiven eröffnen, insbesondere auch in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stakeholdern in Projekten, die Technologie und Innovation im Defence-Sektor adressieren.

III. Finanzsektor als tragender Motor

Mit den geplanten richtungsweisenden Förderprogrammen und der Ausstattung mit erheblichen Fördermitteln erkennt die Bundesregierung die Kostenintensität der strategischen Raumfahrtforschung und -entwicklung an. Zugleich macht die Strategie deutlich, dass eine Beteiligung privater Investoren durch die Bereitstellung von privatwirtschaftlichen Finanzmitteln essenziell und unverzichtbarer Bestandteil ist. In diesem Zusammenhang adressiert die Weltraumstrategie die gerade in Deutschland als Hochtechnologieland aktive New Space Community, welche nicht nur die weltweite Gemeinschaft international etablierter Unternehmen, sondern gerade auch Investoren und Start-Ups umfasst.

Investitionen in Raumfahrttechnologien, aber auch in die Bausteine einer wehrhaften Verteidigung im Weltraum und Erforschung, Erprobung und Ausbringung von (neuartigen) Satelliten werden insbesondere durch privates Beteiligungskapital maßgeblich getragen und vorangetrieben. Durch die verschiedensten Technologiefelder und den rasanten Fortschritt der technischen Innovation, welche die militärischen Verteidigungsfähigkeiten kennzeichnen, muss Deutschland – in einem europäischen- und NATO-Bündniskontext – nicht nur Schritt halten, sondern möchte in den kommenden Jahren eine weltweite Führungsrolle übernehmen. Neben den langjährig etablierten – und gerade in Deutschland führenden – Unternehmen der Verteidigungsindustrie, welche eine tragende Säule für die erfolgreiche Umsetzung darstellen werden, wird es gleichsam auch auf hochinnovative und spezialisierte Start-Ups ankommen, sodass für sämtliche Beteiligungsformen – gerade auch für Wagniskapital – vielversprechende und zukunftsweisende Investitionsmöglichkeit entstehen. Der Finanzsektor ist damit nicht nur ein Beobachter dieser Entwicklungen, sondern zentraler Player, welcher als Wachstums- und Investitionstreiber über das erfolgreiche Gelingen der Zielsetzungen entscheidet und hierbei weitreichende wirtschaftliche Chancen bietet.

IV. Forschung und Entwicklung

Notwendige Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg der Weltraumsicherheitsstrategie ist die integrierte Stärkung von einschlägiger Forschung und Entwicklung, um bestehende Abhängigkeiten reduzieren und einen technologischen Vorsprung weiter ausbauen zu können. Hierfür ist die Unterstützung einer aktiven, innovativen Forschungslandschaft vorgesehen ein ganzheitlicher Kernbestandteil der Weltraumsicherheitsstrategie. Erhebliche finanzielle Unterstützung – insbesondere der Entwicklung neuer und resilienter Schlüsseltechnologien und Satelliten – soll durch die Bereitstellung entsprechender Mittel und Förderungen in substantieller Weise erfolgen. So geschaffene Innovationspfade sollen maßgeblich zur Technologiesouveränität beitragen.

Ein besonderes Augenmerkt legt die Bundesregierung dabei auf die Stärkung von kleineren und mittleren Unternehmen sowie Start-Ups. Der Space Innovation Hub in der Deutschen Raumfahrtagentur soll als entscheidende Plattform zur Vernetzung von Raumfahrtakteuren, Investoren und dem öffentlichen Sektor unterstützt werden. Zentrales Ziel des Space Innovation Hubs ist es, deutschen Anbietern von Raumfahrtdienstleistungen und öffentlichen Bedarfsträgern den Zugang zu innovativen Raumfahrttechnologien und -dienstleistungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit schneller zu ermöglichen.

Eine entscheidende Grundlage sollen dabei die institutionelle Forschungsförderung der Bundesregierung und geförderte Forschungsprojekte bilden. Entscheidend sind hierbei eine staatliche Rahmensetzung und Förderung, die mit privatwirtschaftlichen Investitionen den Schlüssel zum Erfolg darstellt.

D. Resümee und Ausblick über wirtschaftliche Chancen

Die Weltraumsicherheitsstrategie schafft einen ersten, bedeutsamen Schritt zu einem klaren verteidigungs- und sicherheitspolitischen Ordnungs- und strategischen Investitionsrahmen für Sektoren mit Weltraumbezug. Die Bundesregierung adressiert die besonderen sicherheitspolitischen Herausforderungen, die eine zunehmende Nutzung und Abhängigkeit von Weltrauminfrastruktur mit sich bringt. Dies ist angesichts der zunehmenden Verlagerungen geopolitischer Spannungen auf den Weltraum, welche in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, zu begrüßen.

Die Strategie enthält klare Handlungslinien, die sich in ihrer Umsetzung auf verschiedenste Sektoren auswirken können. Dabei ist neben den öffentlichen Akteuren die ganze Verteidigungs- und Sicherheitsbranche gefragt. Gerade der enge Bezug zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Fragestellungen sowie zu den weitreichenden Möglichkeiten für private Beteiligungen und Finanzierungen schafft erhebliche wirtschaftliche Chancen, welche indes auch hochkomplexe rechtliche Herausforderungen mit sich bringen, die insbesondere im Kontext der weltraumbezogenen Besonderheiten Berücksichtigung finden müssen.

Offen bleibt, wie zügig die verschiedenen Schritte umgesetzt werden. Der Aufbau von Satellitenkonstellationen, Startinfrastruktur, Bodenstationen und sicheren Netzwerken ist technisch komplex, kostspielig und benötigt eine enge Koordination zwischen Staat, Industrie und Forschung. Abzuwarten bleibt daher insbesondere, ob die bisher eingeplanten staatlichen Investitionen ausreichen, die ambitionierten Pläne zeitnah umzusetzen. Entscheidend ist dabei nicht nur die Bereitstellung schlagkräftiger Finanzmittel seitens der öffentlichen Hand, sondern auch die Hebelung dieser Effekte durch private Investitionen und Finanzierungen.

Auch durch das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (hierzu bereits unsere Noerr Insight Beitragsreihe, zuletzt vom 23.11.2025) sind sowohl im Wirtschaftsplan 2025 als auch im Wirtschaftsplan 2026 erhebliche Ausgaben und Verpflichtungsermächtigungen für Investitionen in nationale Raumfahrtinfrastruktur vorgesehen. Eine Freigabe dieser haushaltsrechtlich zuvor gesperrten Mittel ist jüngst durch den Haushaltsausschuss beschlossen worden.

Ausgehend von der Weltraumsicherheitsstrategie ist darüber hinaus eine weitere Verrechtlichung und zunehmende Regulierungsdichte zu erwarten. Auch auf Ebene der Europäischen Union wurde ein Bedürfnis nach weltraumrechtlicher Regulierung erkannt. Nachdem eine gemeinsame europäische Ausrichtung im White Paper for Europea Defence – Readiness 2030 (hierzu bereits unser Noerr Insight vom 30.06.2025) festgehalten worden ist, soll auch mit dem im Juni 2025 vorgelegten Entwurf des Space Acts (hierzu bereits unser Noerr Insight vom 07.07.2025), der indes keine Anwendung auf Weltraumobjekte findet, die allein der Verteidigung dienen, uneinheitlichen Regelungen auf nationaler Ebene begegnet und Genehmigung und Registrierung von Weltraumaktivitäten sowie deren Aufsicht harmonisiert werden.

Interessierte Unternehmen und Investoren sollten die weitere Entwicklung, insbesondere die Auflegung von Investitionsprojekten und Förderprogrammen sowie die Etablierung regelmäßiger öffentlicher Auftragsvergaben engmaschig verfolgen und sich bereits frühzeitig – insbesondere unter Heranziehung ganzheitlicher rechtlicher Expertise – vorbereiten, um die erheblichen wirtschaftlichen Potentiale erfolgreich zu nutzen. Wir werden in weiteren Noerr Insights zu aktuellen Perspektiven und regulatorischen Entwicklungen fortwährend berichten.

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